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Die Phaseolus Coccineus und die Artenvielfalt

Oder ein Hoch auf die „alten Sorten“!


Samhain steht ins Haus und damit das dritte und letzte Erntefest im Jahreskreis (und die Zeit, wo jene Tiere, die den Winter nicht überleben können oder sollen zu schlachten sind – aber das ist eine andere Geschichte). Die Vorratsgläser füllen sich – Weck und Rex sei Dank - (wer mag: ein Buchtipp zum Stöbern) und bis auf die frostharten Gemüse ist der Garten abgeerntet und gemulcht. Das Glashaus ist mit Wintergemüse bestückt (mein Erstversuch in diesem Jahr – im Zuge dessen schicke ich alle guten Gartenwünsche an eine liebe Gartenfreundin, die mein Interesse am Wintergemüseanbau geweckt hat) und wir hatten tatsächlich schon den ersten Schnee. Das periodisch wiederkehrende Säubern, Kalken und Einstreuen aller tierischen Behausungen am WIRLIG-Hof kam also wie die Jahre davor auf den letzten Drücker!

Nachdem wir bei uns am Hof versuchen, sowohl alte Tierrassen zu halten als auch alte Obst- und Gemüsesorten anzubauen, möchte ich euch in diesem Blogbeitrag nach einem weiteren erfolgreichen Jahr der Kultivierung eine meiner absoluten Favoritinnen im Gemüsegarten vorstellen: die Feuerbohne! Ob als Aufstrich, im Eintopf oder Gulasch, im Salat oder als Laibchen orientalisch gewürzt gefüllt mit Fetakäse und verspeist mit Knoblauchdip – der wunderbar, würzige Geschmack ist eine echte Bereicherung für den Speiseplan! Und mit ihrem Gehalt an Eiweiß, Mineralstoffen, Vitamin A und B punktet sie in Sachen gesunde Ernährung im oberen Ranking der Ernährungspyramide.


Ein dem Verzehr nachfolgendes Trompetenkäferkonzert lässt sich vermeiden, wenn dem Kochwasser ein ordentliche Handvoll Bohnenkraut zugegeben wird. Die ätherischen Öle helfen bei der Verdauung und reduzieren etwaige Winde…


Übrigens: die wunderbar feuerroten Blüten machen ihrem Namen alle Ehre und sind ein Hingucker im Gemüsegarten. Mit ein paar Karfiolpflanzerl dazwischen gedeiht die bei uns in Österreich als Käferbohne bekannte Schönheit besonders gut. Sie ist kalkliebend und ist daher in unseren Regionen für eine extra Kalkgabe als Leckerli dankbar. Hat sie eine ausreichend stabile Stütze – in unserem Fall stabile Haselnussäste, die zu einem Zelt zusammengebunden wurden - rankt sie sich in unserem Breiten über drei Meter in die Höhe!

Ich kultiviere seit vier Jahren dieselbe Sorte, die ich ursprünglich von Reinsaat bezogen habe. Dieser Betrieb arbeitet mit der Arche Noah zusammen und unterstützt somit den Erhalt und die Bewahrung der Pflanzenvielfalt. Als Hintergrundinfo sei angeführt, dass sich seit 1900 im Zuge der Industrialisierung und Ertragssteigerung in der Landwirtschaft die Vielfalt der Kulturpflanzen um 75 % reduziert hat. Durch genetische Modifikation und Saatgut-Monopole wird das kostbare Erbe weiter gefährdet.


Mehr Info zum Tätigkeitsbereich, Schaugärten, Partnerbetrieben und Kursen findet ihr auf der Homepage von Arche Noah. Apropos alte Sorten und Saatgut: allen Interessierten möchte ich das Buch „Alte Gemüsesorten“ (ISBN 978-3-7306-0290-4) ans Herz legen. Mit historischen Bildtafeln und witzigen Anekdoten rund um wiederentdeckte Gemüsesorten ist das Buch ein Tipp für Gärtner/innen und botanisch Interessierte.


Und eines kann ich bestätigen, da ich parallel immer eine „neue Sorte“ dazu anbaue: diese alte Feuerbohne ist wesentlich pilzresistenter, robuster und erträgt auch die kühleren, europäischen Lebensbedingungen besser als die „moderne“ grüne Gartenbohne – und wesentlich ertragreicher ist sie obendrein! Auf dem Foto liegen die Bohnen zum Trocknen aus und danach werden sie von mir noch einmal für die Lagerung und Saatgutvermehrung aussortiert.

Und wer sich fragt, was aus unseren Entlein geworden ist: diese sind mittlerweile zu prächtigen, farbenfrohen gesunden Enten herangewachsen! Hier tummeln sie sich nach einem ordentlichen Regenguss im Schweinegatter…der Blick aus der Stube auf das fröhliche Gewatschel bietet mehr Unterhaltungswert als jedes Fernsehprogramm :-).

Wie eingangs erwähnt, werden sie in den nächsten Wochen geschlachtet (schnüff!) und wir haben für diese Jahr beschlossen, uns eine Rupfmaschine auszuborgen. Außerdem rupfen wir das erste Mal mit der Zuhilfenahme von Wachs und Schlachttrichtern. Wie es uns dabei gegangen ist und ob wir das tatsächlich weiterempfehlen können, erzähle ich euch im nächsten Blogbeitrag.

Bis dahin – ein frohes Samhain!

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