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Warum wir jetzt literweise Gulasch essen dürfen…


…oder ein Experiment mit Sonne und Zwiebeln.

Mein Spinnrad steht seit einiger Zeit ziemlich gelangweilt in der Ecke, weil ich 1. mangels eigener Schafe noch selbst keine Wolle zur Hand habe und 2. eine Methode zum Wolle färben ausprobieren wollte, bei dir ich die Farben nach Möglichkeit selbst herstellen kann – ich alte Selbstversorgerin ich.

Für Punkt 1 habe ich mit den Junglammhof Mayerhofer einen Lieferanten für erstklassige, gereinigte und kardierte Wolle von Merinoschafen gefunden. Die Wolle ist flauschig, wunderbar zu verarbeiten und die Kaufabwicklung ist unkompliziert und schnell. Daumen hoch und eine klare Befürwortung meinerseits!

Zu Punkt 2 kann ich für alle Interessierte das Buch „Natürlich Färben mit Pflanzen“ (ISBN-978-3-7020-1590-9) empfehlen. Ich habe zwar bei einem Wollverarbeitungskurs das Färben mit Eierfarben erfolgreich ausprobiert, mich reizt jedoch der Gedanke an das Färben, wie es hunderte Jahre lang praktiziert wurde viel zu sehr. Die Lektüre von Franziska Ebner und Romana Hasenöhrl kam daher wie gerufen und seither spukt mir die Anlage eines Färbergartens in seiner ganzen Pracht und Vielfältigkeit im Kopf herum – die nächste Projektidee ist geboren!

Färbedrogen wie Walnussschalen, Frauenmantel, Blaukraut und Schafgarbe werden detailliert beschrieben und die Anwendung für Seide und Wolle dokumentiert. Ebenso werden die Themen Filzen und Ecoprinting gestreift – mich hat die Solarfärbung sofort fasziniert: Sonne + Wolle + leeres Gurkenglas + Färbedroge = genau mein Ding!

Braune Zwiebelschalen und Kurkumapulver hatte ich am schnellsten parat. Beginnend mit der Färbedroge wird Wolle in ein leeres Glas geschichtet und mit einem Liter Wasser, in dem ein Teelöffel Alaun (wird zum Beizen der Wolle für ein besseres Farbergebnis verwendet) pro Liter Wasser aufgelöst wurde übergossen. Verschließen und für ein bis vier Wochen in die Sonne stellen – tatsächlich konnte ich beobachten, wie die Wolle von Stunde zu Stunde mehr Farbe annimmt. Ab und zu prüfen, ob Wolle und Pflanzen mit Wasser bedeckt sind, um Schimmelbildung zu verhindern. Sobald die gewünschte Tönung erreicht ist, abgießen und die Wolle zum Trocknen aufhängen. Der Zwiebelgeruch verfliegt beim Trocken an der Luft und das Kurkumapulver lässt sich ausschütteln – das Ergebnis ist wie auf dem Foto ersichtlich ein zartes Beige (Zwiebel) und ein leuchtendes Goldgelb (Kurkuma). Wie lichtecht die Farben sind, muss ich noch austesten - für mich ein spannendes Erlebnis und um Kindern das Färben von Wolle näher zu bringen auf jeden Fall geeignet!

Weiters wird das Eierfärben mit Zwiebelschalen vorgestellt. Das Ergebnis hat mich hellauf begeistert und ist ganz einfach nachzumachen. 2-3 Handvoll Zwiebelschalen über Nacht einweichen und nächsten Tag eine halbe Stunde kochen lassen, damit sich der Farbstoff löst. Geeignete Blätter auswählen: Erdbeerblätter, Primeln, Löwenzahn – was die Natur gerade im Angebot hat. Die rohen Eier mit einem feuchten Tuch reinigen und das Blatt andrücken. In einen Nylonstrumpf verpacken, sodass die Naturdeko nicht verrutschen kann, in die abgekühlte Zwiebellösung einlegen und für 7 – 10 Minuten kochen lassen. Abschrecken, die Eier auspacken und das verblüffend hübsche Ergebnis bewundern. Die Schalen und Färbeflüssigkeit kommt unserem Kompost zugute, ich habe genau keinen Müll produziert und die Strumpfhose wird getrocknet und beim nächsten Eierfärbegang verwendet (ein Stück Spagat als Alternative hat sich aufgrund des Abrutschens nicht bewährt).

Die Eier sind kleine individuelle Kunstwerke geworden und machen im Osternesterl ordentlich was her. Die Wolle wartet darauf, endlich verspinnt zur werden und um die Schalen der Zwiebeln zu verwerten habe ich Gulasch für eine Fußballmannschaft gekocht - Gott sei Dank wird Gulasch mit jedem Mal aufwärmen besser!


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