Die ursprünglich aus Südeuropa stammende „Sempervivum tectorum“ ist außerhalb von Hausgärten kaum noch zu finden und steht in freier Wildbahn unter Naturschutz. Die zur Familie der Dickblattgewächse gehörende Hauswurz kann in ihren Blättern und Stängeln große Wasservorräte speichern und bleibt ganzjährig grün – sempervivum – immerlebend.
Weitere Volksnamen: Dachwurz, Donnerbart, Donnerkraut, Hauslaub
In Mitteleuropa wurde die Hauswurz mit dem germanischen Donnergott Donar in Verbindung gebracht und als Blitzschutz auf die Dächer gepflanzt. Dem Haus, auf dem sie wächst, bringt sie außerdem Glück.
Die Vermehrung ist einfach: im März oder September Ableger abtrennen und in die Erde stecken. Selbst an einem Sonnenplatz in alten Emailgefäßen, Milchkannen oder in Steingärten gedeiht die genügsame Pflanze ohne Probleme.
Allerdings empfehle ich in der ersten Zeit nach der Pflanzung doch etwas anzugießen, damit der Setzling optimal versorgt wird.
Zu blühen beginnt sie erst nach mehreren Jahren und stirbt dann ab.
Die ausgewachsenen Blätter können ganzjährig gesammelt werden und sollten ausschließlich frisch verwendet werden, da sie sich aufgrund des hohen Wassergehaltes und der dicken Haut schlecht konservieren lassen.
Ihre Inhaltsstoffe wie Gerb- und Schleimstoffe, Apfelsäure, Vitamin C und Harz wirken kühlend, schmerzstillend, wundheilend, entzündungshemmend, krampflösend und fiebersenkend. Tatsächlich ist die Hauswurz eines der ältesten Kräuter für die Erste Hilfe mit ähnlichen Heilkräften wie Aloe Vera. Der große Vorteil ist, dass sie nahezu überall wächst und somit als lokale Ressource verfügbar ist. Zusätzlich schmecken kleine Blättchen erfrischend als Beimengung im grünen Salat.
Anwendungen:
Äußerlich bei Insektenstichen, Geschwüren, schlecht heilenden Wunden, Ekzemen oder Warzen ein Blatt aufschneiden und direkt mit der feuchten Seite auf die Wunde legen bzw. Blätter zerquetschen und großflächig verteilen.
Der frische Saft mit Wasser vermischt kühlt als Durst stillendes Getränk bei Fieber. Ich trinke die Blätter im Sommer püriert mit Leitungswasser und Eiswürfel vermischt - der Geschmack ist angenehm zitronig-grün-frisch.
Der Saft der Hauswurz enthält Apfelsäure, die heute häufig bei der Therapie gegen Schuppenflechte (Psoriasis) zum Einsatz kommt. Einige Tropfen frisch gepresster Saft aus Hauswurzblättern in die tägliche Pflegelotion beigemengt kann durchaus ein Mittel zur unterstützenden Hautpflege werden. Im Kühlschrank aufbewahrt hält sich diese Lotion maximal drei Tage, dann beginnt sie zu kippen.
Der reine Saft bzw. ein Brei aus angequetschten Blättern kühlt wunderbar bei Sonnenbrand (vermischt mit Joghurt wird der Kühleffekt noch verstärkt).
Bemerkung zum Bildnachweis: die Kräuterschautafeln waren ein Flohmarktfund und leider lässt sich nicht mehr nachvollziehen, wer der Herausgeber war.
Hauswurz-Pflegesalbe:
Geräte und Utensilien mit Alkohol desinfizieren. 1 TL Bienenwachs bei niedriger Temperatur schmelzen und mit 4 EL Johanniskrautöl (bzw. Kräuteröl nach persönlichen Vorlieben) und 4 EL pürierte Hauswurz mit dem Pürierstab einarbeiten. Unter Rühren weiter abkühlen lassen und in Behälter abfüllen. Die Menge ist deswegen so gering bemessen, da ohne Konservierungsstoffe die Salbe nur begrenzt haltbar ist. Unbedingt in den Kühlschrank stellen, mit einem Spatel entnehmen und bald verbrauchen.
In der ganzen Pflanze kommen Substanzen, wie Mineralstoffe, Aminosäuren, Proteine, Zucker und Salze vor, die zu den natürlichen Feuchtigkeitsfaktoren unserer Haut zählen. Diese NMF (Natural moisturizing factors) binden Wasser an sich, verhindern Wasserverlust, stabilisieren die Wasser-Fett-Emulsion und vermindern Falten und rissige Haut. Generell würde ich bei Verwendung von Pflanzen daher immer empfehlen, soweit wie möglich "naturident" zu agieren und die ganze Pflanze zu verarbeiten (z.B. eben die Hauswurz inklusive ihrer dicken Haut pürieren).
Viel Spaß beim Nachmachen!