Was für ein Sommer! Wie im Flug ist er vergangen: die Sonnenstunden waren angefüllt mit Arbeiten an unserem Erdkeller, Pflege des Gemüsegartens, Teich anlegen, neuen Schweine-und Hühnerstall errichten, Heuen und plötzlich hat sich der Herbst angeschlichen - und zwar buchstäblich über Nacht, wie wir während des morgendlichen Frühstückskaffees beim Blick aus dem Stubenfenster festgestellt haben.
Die ersten orangen Baumwipfel erscheinen bereits seit Septemberbeginn auf den Bergen und die Nebelschwaden kündigen die dunklen Monate des Jahres an. Zeit um Ruhe einkehren zu lassen und um sich auf den Früchten des Sommers auszuruhen sollten man meinen…mitnichten! Ein wenig muss das Wetter noch halten, wir haben noch einiges geplant bis zum Winter.
Die WIRLIGs haben sich während des Sommers in fedriger Art und Weise vermehrt: ein Laufentenerpel, zwei -mädels und eine siebenköpfige Hühnerschar erweitern unsere Familie.
Unsere Enten bewohnen im Moment noch den neuen – mittlerweile eingegrabenen - Erdkeller und planschen fröhlich in einer alten Sandmuschel und zwei Maurerwannen vor sich hin – wenn sie nicht gerade die Böschung nach Schnecken, Insekten & Co. durchwühlen. Im Frühjahr werden sie in ihren neuen Stall untergebracht, den wir unter einem unserer IBC-Tanks ca. einen Meter aufgemauert haben. Somit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: der Wasserdruck zum Gießen erhöht sich und ein marder- und fuchssicherer Stall in der Nähe des sich gerade in Anlage befindenden Gartenteiches hat sich ebenfalls ergeben. Denn so viel kann ich sagen: Enten ohne größere Bademöglichkeit zu halten ist in keiner Form artgerecht. Einerseits benötigen sie Wasser zum Reinigen und Pflegen ihres Gefieders und andererseits zwingend für ihre Nahrungsaufnahme. Und den Enten beim Tauchen und Tollen im Wasser zuzusehen ist unterhaltsamer als jede Fernsehserie!
Was wir dazugelernt haben: Enten fangen zwar knapp nach dem Schlüpfen mit dem Schwimmen an, ihre Daunen sind aber wasserdurchlässig und nicht eingefettet. Unbeaufsichtigt können die Küken also ertrinken, sollten sie nicht aus eigener Kraft aus dem Wasser kommen!
Und seit ich beobachtet habe, wie gierig sich die Enten auf Nacktschnecken stürzen, kann ich verstehen, dass vor allem unerfahrene, junge Enten an größeren Schneckenexemplaren ersticken können. Wir haben im Garten überall Trinkmöglichkeiten aufgestellt, trotzdem haben wir eine Entendame leider nur ganz knapp neben der Wasserquelle tot aufgefunden – noch mit der Schnecke im Schlund und dem typischen braunen Schleim vor dem Schnabel. Als 1. Hilfe Maßnahme hätte sich das (sehr vorsichtige!) Herausziehen der Schnecke bzw. das Hinuntermassieren der Schnecke Richtung Magen der Ente bewähren können – wir haben das Unglück jedoch erst entdeckt, als es schon passiert war. Und ja, Enten trauern oder zumindest war das unsere Interpretation von ihrer Reaktion: die anderen drei sind am nächsten Tag kaum aus dem Stall gegangen, haben nichts gefressen und die Tage danach mit Suchen nach der verlorenen Kumpanin verbracht.
Wir sind begeistert, wie schnell sich unsere Enten an die tägliche Hofroutine gewöhnt haben und das von weitem hörbare Schnattern zur Begrüßung verbreitet einfach gute Laune! Ein Freund hat sie liebevoll als „Entenmafia“ bezeichnet und ich muss sagen, das beschreibt das neugierige Begutachten von alles und jedem der sich ihnen nähert und das ständige gruppenweise Auftreten im Marschschritt ganz ausgezeichnet.
Unsere Hühner wohnen in einem von Christoph entworfenen, auf Stelzen errichteten isolieren Stall, für den wir unter anderem ein altes Fenster eine alte Tür verbaut haben. Zur Vorbeugung gegen Milbenplage und Ungeziefer habe ich den Innenraum mit Sumpfkalk geweißt und die Sitzstange gut eingeölt (Milben krabbeln nachts von der Stange auf die Hühner). Zusätzlich hängen noch Kräuterbüschel aus getrocknetem Lavendel, Pfefferminze und Salbei und zwei Knoblauchknollen von der Decke und – wie die Enten – bekommen die Hühner allerlei Kräuter aus dem Heilkräutergarten unter ihr Futter gemischt.
Wettergeschützt unter dem Stall befindet sich eine große Box mit Urgesteinsmehl, welches die Hühner gerne zu einem ausgiebigen Staubbad nutzen, was wiederum präventiv gegen Milbenbefall wirkt. Zusätzlich graben und scharren sie sich noch ihre eigenen Löcher dort in den Boden, wo es ihnen gerade passt. Die Hühner schütteln sich danach und explodieren förmlich in einer Staubwolke. Das Hühnergehege habe ich mit Rhabarber bepflanzt, der durch den Stickstoff im Hühnerkot prächtig gedeiht. Einige Rankgestelle mit Kapuzinerkresse (die keimtötend wirkt) und Kürbispflanzen sorgen für zusätzliches Grün, ein Totholz- und Laubhaufen für extra Unterhaltung und Platz zum Scharren
Ich rate dringend davon ab, Hühner und Enten in einem Stall zu halten! Beide Tierarten mögen Federn haben, ihre Bedürfnisse für eine artgerechte Haltung sind jedoch grundverschieden!
Ein Tipp am Rande: gegen ausbüchsende Hühner hilft ein Stutzen der Schwungfedern! Ich wäre beim Streichen der Holzkonstruktion beim Erdkeller fast von der Leiter gefallen, als mich von hinten unsere abenteuerlustige, dicke Sulmtalerin angeflogen hat. Das Stutzen führen wir am Abend durch, wenn die Hühner sich ganz ruhig von der Stange nehmen und im Arm halten lassen und das Abschneiden der langen Federn an der Flügelspitze reicht für gewöhnlich. Für die Hühner ist das völlig schmerzfrei und vergleichbar mit dem Schneiden der Nägel bei uns Homo Sapiens.
Die Qualität des Futters hat unmittelbar Auswirkung auf die Qualität und den Geschmack der Eier. Unser Federvieh bekommt – mit Ausnahme von gekochten Nudeln, Erdäpfeln und Reis – keine Speisereste, sondern zusätzlich zum Körnerfutter alles, was im Garten an Grasschnitt, Gemüse und Gemüseresten abfällt. Gerne nimmt es auch Obst an – vor allem bei Hitze wird ein Stück Melone dankend gepickt und weggeschnattert. Zu viel Obst kann jedoch aufgrund des Fruktosegehalts zu Durchfall führen – wir füttern es eher als Leckerli statt als Hauptfutter. Obacht ist ebenfalls bei Spinat gegeben: die Oxalsäure im Spinat lässt bei exzessiver Fütterung die Eierschalen weich werden.
Grundsätzlich finden sowohl Hühner als auch Enten in den schneefreien Monaten genug Futter in der freien Natur. Zur Eiweißversorgung im Winter, möchten wir eine Mehlwürmerzucht starten, allerdings müssen wir dazu erst unseren Werkstatthamster „Senior Rossi“ umsiedeln.
Was ich auf alle Fälle empfehlen kann ist das Fermentieren von Futter! Ich habe zufällig das Fermentieren von Gemüse diesen Sommer für mich entdeckt und bin beim Recherchieren auf die Verwendung von fermentierten Tierfutter gestoßen, welches unkompliziert selber herstellbar ist und eine ganze Reihe von Vorteilen bietet: Fermentation verbessert den Protein- und Vitamingehalt und macht die Körner für die Hühner und Enten leichter verdaulich. Die Milchsäurebakterien fördern eine gesunde Darmflora und stärken das Immunsystem – und: die Tiere nehmen durch die bessere Verwertbarkeit weniger Futter auf und das senkt die Kosten!
Was für die Hühner gilt, gilt übrigens auch für uns Menschen – Details und Rezepte dazu in meinem nächsten Blogbeitrag!